Kirchengeschichten im Nationalsozialismus
des Kirchenhistorikers und Publizisten
Hans Prolingheuer (1930-2022)

Sie beginnen Buß- und Bettag 2007 mit der Erinnerung an den Martin-Niemöller-Prozeß 1938. Aus den mehr als 150 kirchenhistorisch-kritischen Publikationen des Autors seit 1977  folgen an dieser Stelle neben  Studien  immer wieder nachgefragte Sendemanuskripte von Hörbildern und Radiodokumentationen des Autors sowie noch unveröffentlichte „allzu kritische“ Vorträge. Mehr über den Autor sowie eine Titelauswahl finden Sie auf wikipedia
Sein Nachlass befindet sich im Historischen Archiv der Stadt Köln.

1. Zur Erinnerung an den  Februar-März-Prozeß 1938 in Berlin-Moabit gegen Martin Niemöller mit anschließender Verschleppung ins KZ veröffentlicht der Autor ein in der Kirchengeschichtsschreibung bisher gemiedenes Dokument, das die „Lebenslüge der Kirche“ vom Widerstand gegen die Hitlerei konkretisiert.
Niemöller-Prozess 1938

2. Eine Übersicht, die auf einen Blick veranschaulicht, daß die Kirchen unterm Hakenkreuz im Namen des dreiieinigen Gottes wohl gegen eine „Welt voll Teufel“ kämpften, nicht aber gegen Adolf Hitler, seinen NS-Staat und deren Verbrechen.
Kirchenkampf-Fronten

3. Diese Radiodokumentation, eine Auftragsarbeit des NDR, deckt auf, wie sich die Kirchen zu einer „Reinwaschökumene“ (Zit. Publik-Forum) verbünden und ihre kirchenamtlich Beauftragten für Kirchengeschichte Lobbyarbeit leisten, um die kritischen Geister unter den Kirchenhistorikern in Verruf zu bringen.
Reinwasch-Ökumene 

4. Die Dokumentation in DeutschlandRadio „Kultur aktuell“ kreiert das Jahr 1946 zum „Kirchlichen Wendejahr“,  zur Wende der Kirchen vom Täter zum Opfer. Angesichts der Millionen Opfer des Faschismus unter den Kommunisten, Juden, Sozialdemokraten, Atheisten und Andersgläubigen besannen sich die Kirchen ihrer vor 1945 verachteten politischen Abweichler. Eine Heuchelei, die selbst Konrad Adenauer zu weit ging… 
 Kirchenwendejahr 1946

5. Der „wohl bedeutendste Theologe seit Luther und Calvin“, der Basler Professor und Protestant Karl Barth, hatte kein Glück mit der deutschen Kirche und Theologie. 1934/35 vertrieben ihn dieselben kirchenpolitischen Seilschaften als Staatsfeind und Judenfreund aus „Bekennender Kirche“ und Nazi-Deutschland, die ihm nach 1945 vorwarfen, als „der unpolitischste protestantische Universitätstheologe“ mit seiner „faschismusidentischen Theologie“ an der deutschen Hitlerei in Kirche und Theologie mitschuldig zu sein. Eine Gastvorlesung zum 20. Todestag Karl Barths in der Universität Göttingen, der ersten Wirkungsstätte des Theologen in Deutschland, die Roß und Reiter nennt…
Göttinger Gastvorlesung

6. Und noch einmal Göttingen! Der dort lehrende Systematische Theologe und weltbekannte Biograph Karl Barths, Professor Eberhard Busch, hatte am 9. November 1992 seine Antwort auf die von deutschen Kollegen weltweit  gestreute Mär, Karl Barth sei mitverantwortlich für Judenhaß und Holocaust, seinem Verlag übergeben: „Karl Barth und die Juden“! – Der NDR-Zwischenruf ist nach Vorablektüre des Manuskripts die spontane Reaktion auf das  wie einen Krimi zu lesende Meisterwerk Buschs. Ein Buch, das Rufmord aufdeckt! Bemerkenswert,  daß sich der Verlag bis zur Auslieferung vier Jahre Zeit nimmt.
Zwischenruf

7. Als die Legende vom erfolgreichen Widerstand Fritz von Bodelschwinghs gegen die Tötung von Bethelpatienten ins Wanken geriet, erinnerte ein „Bethel“-Sonderheft mit „einem Brief Dietrich Bonhoeffers“ im Untertitel daran, daß der spätere Widerstandskämpfer und Märtyrer 1933 bei der Entstehung des „sog. Betheler Bekenntnisses“ mitgewirkt hatte. Dass der in der Fachliteratur publizierte und Bonhoeffer zugeschriebene Text des „Judenkapitels“ dann nicht die Ur- bzw. „Erstfassung“, sondern deren völlig entpolitisierte Zweitfassung ist, dokumentiert diese Studie 70 Jahre nach jenem Bethel-Sommer 1933.
Bethelbekenntnis 1933

8. Die Kreuzkapelle Köln ist das Synonym für den Umgang der evangelischen Kirche und Christen mit ihren Schwestern und Brüdern jüdischer Herkunft. Ihr Schicksal ist nicht nur wie das der Sozialisten, Kommunisten, Homosexuellen, Sinti und Roma vom derzeitigen Thema Eins der Verfolgungsgeschichten, dem Holocaust, überdeckt. Wie sehr dieses Thema auch in den Kirchen immer noch an ein Tabu rührt, zeigt – pars pro toto – dieser bisher unveröffentlichte Vortrag in eben dieser Kölner Kreuzkapelle. Die 2008 vom Referenten aktualisierten Anmerkungen, die hinzugefügten Kommentare und Dokumente in Wort und Bild veranschaulichen schonungslos, wie der biblisch-evangelische Begriff Schuld wortreich umgangen wird.
Die Kreuzkapelle

9. Keinen Bereich kirchlichen Lebens unterm Hakenkreuz hat der Autor so oft und nachhaltig in den Medien gegen den Strich kirchenamtlicher Darstellungen gebürstet wie den der evangelischen Kirchenmusik (alle Titel in Anmerkung 21). Notgedrungen! Denn seit 1981, seit seiner ersten historisch-kritischen Veröffentlichung „Die ‚judenreine‘ deutsche evangelische Kirchenmusik“, warfen die entlarvten Fälscher der Kirchenmusikgeschichte nun ihm „Fälschung“ und „Verlogenheit“ vor – mit gleichzeitiger Androhung dienstlicher und juristischer Bestrafung. Zu dieser unglaublichen Kirchengeschichte hier der seit 1992 auf Veröffentlichung wartende Arbeitsbericht des Autors.
Arbeitsbericht Kirchenmusik

10. Kunstbarbarei gibt es nicht erst seit den Raubzügen Hitlers und Alfred Rosenbergs. Von Bilderstürmen berichten sowohl die Bibel als auch die Kirchengeschichte. Da brauchte sich Hitler in seinem Kampf gegen die Moderne nur der Kirchen zu bedienen. So avancierten 1933 evangelische und katholische Kirchenkunst zu Organen des NS-Staates, und der evangelische „Kunstdienst“ wirkte 1938/39 mit beim Verkauf der vom NS-Staat geraubten Werke „entarteter“ Kunst. Bisher unbekannte, vom Autor aufgedeckte Spuren großer Teile dieses Raubgutes sind diesem Hörbild mit dem Auszug der Presseerklärung des Dittrich-Verlages vom 2.2.2002 angefügt.
Kirchenkunst

11. Nach Kirchenmusik (9.) und bildender Kirchenkunst (10.) folgt hier ein Blick in die dritte der Kirchenkünste, in die „Geistliche Dichtung“. Ein Hörbild über den „Dichterpastor“ Siegbert Stehmann, jenen bekennenden Kirchen- und SA-Kämpfer, der 1935 durch den Fausthieb eines SS-Schlägers zum bekanntesten Kriegslyriker Nazideutschlands wurde. Die innige Freundschaft zum „Dichterfürsten“ und Predigthelfer Rudolf Alexander Schröder öffnet der „Botenstimme unseres Dichters“ den Zugang in die Kirchenpresse und -verlage ebenso wie in das Goebbels-Organ ‚Das Reich‘. Die Recherchen zu dieser Auftragsarbeit des Süddeutschen Rundfunks zeigen wie Werk und Wirken des dichtenden evangelischen SA-Mannes nach seinem Tod als Kompaniechef 1945 nahe Koralla in Polen zu einem Dichter-, Pastoren- und Soldatenleben des antinazistischen Widerstandes verkehrt wurde.
Der Dichterpastor

12. 1939 wurde auf der Wartburg zu Eisenach von 11 Landeskirchen das „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ gegründet. 50 Jahre später konnte der Autor den bestverheimlichten Schandfleck der evangelischen Kirchengeschichte, die skandalöse Arbeit ebenso wie die Namen aller 192 Mitarbeiter des „Entjudungsinstituts“ aufdecken. Da er in Eisenach und Weimar fündig wurde, breitete er das schockierende Ergebnis im Mai 1989 zum ersten Mal im Hessischen Rundfunk und in einem Seminar im grenznahen Kassel aus. Weitere Seminare, Vorlesungen und Vorträge folgten. Damit auch diese Schandtat in der Erinnerung an den 9. November ihren Platz finde, seien besonders Christen unter den Deutschen mit dem überarbeiteten, durch 15 Fotos bzw. Faksimiles und aktualisierten Anmerkungen ergänzten Vortrag zur Trauerarbeit eingeladen.
Das Entjudungsinstitut

13. „Missbrauch“ gab und gibt es nicht nur in der dt. katholischen Kirche. Zweierlei unterscheidet sie jedoch von allen anderen Institutionen: Sie besitzt reichhaltige Erfahrungen und Aktenbestände aus ihrem ersten großen Kinderschänder-Skandal 1935 bis 1938 und sie hat 1933 mit dem heute noch gültigen Reichskonkordat auch für Deutschland ein katholisches Kirchenrecht geschaffen, das z.B. straffällig gewordene Priester und Ordensleute im Konfliktsfall vor dem Staatsanwalt schützen kann.
Kinderschänder

14. Zu tief hatten sich seit 1957 den „Schwestern und Brüdern hinterm Eisernen Vorhang“ die Hinterhältigkeiten des Zustandekommens und der Folgen des Militärseelsorgevertrages ins Gedächtnis eingegraben. Eines Diktats, das die damals noch gesamtdeutsche EKD vor allem dadurch spaltete, daß der EKD-Staatsvertrag wie zu Hitlers Zeiten die evangelische Militärseelsorge verstaatlichte. Unerbittlich war deshalb 1990/91 der Widerstand in der Ev. Kirche der DDR: „Wiedervereinigung“ vielleicht – aber ohne diesen EKD-Spaltvertrag! Doch wie in den 50er Jahren griffen die EKD-Unterhändler auch 1990f. wieder in die Trickkiste mit dem Deal: Beschluß der „Wiedervereinigung“ bei Aussetzung des Militärseelsorgevertrages für drei Jahre. Ein Vierteljahr nach der EKD-„Wiedervereinigung“ und diesem Deal vom 27. Juni 1991 war der Verf. zu einer mehrwöchigen Vortragsreise zwischen Köln und Coburg, durch Berlin, Brandenburg, Sachsen Anhalt, Sachsen und Thüringen eingeladen. In dem bisher unveröffentlichten Manuskript „Kirchenwende oder Wendekirche?, das von Ort zu Ort neue Ereignisse und wichtige Fragen/Antworten aufgriff, spiegelt sich die Aufgeregtheit jener Monate. Es entlarvt auch durch zahlreiche aktualisierte Anmerkungen, durch Einfügung von Dokumenten/Abbildungen die arglistigen Täuschungen und verheerenden Enttäuschungen, mit denen dann die Dreijahresfrist so kläglich endete. HP, 9 / 2010.
Wendekirche

15. Der ”bekennende Nazi, ‚Dichterpastor‘ und Soldat Siegbert Stehmann“, 1945 Chef einer ”Kompanie russischer Freiwilliger“ (siehe 11. Dichterpastor) Diese Dokumentation einer Recherche zur ”endlosen Fälschungsgeschichte vom verfolgten Widerstandskämpfer” kann exemplarisch dazu beitragen, auch die Lebenslüge der Kirchen, ihr „Kirchenkampf“ habe Hitler, seinem NS und Militarismus gegolten, zu verstehen und aufzudecken
Stehmannrecherche

16. Erst 1997 tauchte in London eine Liste der entarteten Kunst auf, in der das Goebbels-Ministerium etwa 16 000 Werke benannt hatte und was mit ihnen geschehen war. Die Behauptung, 5156 Werke seien durch Verbrennung am 20. März 1939 in der Hauptfeuerwache in Berlin-Kreuzberg vernichtet wurden, ist nicht zu halten. Es gibt keinerlei Belege dafür. Kunstwerke, hinter denen in der Liste ein x für vernichtet steht, könnten doch noch existieren. Mit Hilfe Hans Prolingheuers hat die Berliner „taz“ die Inventarliste der Aktion „Entartete Kunst“ mit einer Suchfunktion ausgestattet
Index und Interview in der taz vom 1.11.14

17.Musikkadetten – Kindersoldaten der Wehrmacht
Die „Heeresmusikschule Bückeburg“ von der Gründung 1939 bis zu ihrem schandbaren Ende 1945 – Rückblicke auf eine verdrängte Vergangenheit.
Der Autor, Hans Prolingheuer, war dort von 1944 bis zur Auflösung 1945.
Musikkadetten

18.Bilbliographie der von Hans Prolingheuer selbst verfassten Publikationen in den genannten Print- und elektronischen Medien, in Radio und im Fernsehen.
Bibliographie